In Egersund tankten wir voll, dann ging es weiter nördlich den Fjord (Sund) entlang und wieder aufs Meer hinaus.
Der Sonnenuntergang war einfach faszinierend.
Eines der Dinge, auf die ich mich riesig gefreut hatte, war die sternenklare Nacht ohne Lichtsmog usw. auf dem offenen Meer. Da wir ja jetzt aber im Juli und August und nicht im April/Mai unterwegs sind, wird es, je weiter wir in den Norden kommen, immer später oder gar nicht mehr dunkel. Ab dem Polarkreis (bei 66°) wird es wohl gar nicht mehr dunkel: Mitternachtssonne. Das hab ich auch erst kurz vor Abreise begriffen. In der ersten Nacht konnte ich immerhin Sterne sehen - ungefähr wie daheim in Karlsruhe.
Dennoch sah man die Nacht hindurch den Streifen der unter- und wieder aufgehenden Sonne am Horizont.
Mir scheint 3 Uhr eine Uhrzeit zu sein, in der ich müde werde und schlafen gehe. Wiederholt ging meine Nachtwache etwa bis 3 Uhr, dann löste Papa mich ab. Er machte traumhafte Aufnahmen von der aufgehenden Sonne. Mit der 4K-Action Kamera haben wir noch unsere Probleme. Auf der Kamera selbst lassen sich Videos ohne weiteres abspielen. Beim Übertragen auf den PC hakt es dann. Wir liefern die Videos hoffentlich nach.
Am zweiten Tag passierten wir die Shetland-Inseln. Die steilen Küsten sind auffällig und irgendwie anziehend.
Ich beobachte gerne die durch die Lüfte gleitenden Möwen, wie sie durch die Wellentäler schweben, hinter Wellen verschwinden und sich doch noch weiter tragen lassen. Ein toller Anblick. Bei einigen Vögeln denke ich "die sehen ja aus wie Pinguine" und sie unterscheiden sich durch das heftige Schlagen der Flügel durch die Flugbewegungen der Möwen. Den einen Moment glaube ich, meinen Augen nicht trauen zu können.
Papageientaucher!! <3
Da fliegt ein Papageientaucher nicht weit an mir vorbei. <3
Ich wusste nicht, dass es die hier gibt. Leider hab ich sie nicht fotografisch festhalten können.
Sie fliegen immer wieder als Schwarm (wie bei Gänsen, wenn sie in den Süden fliegen), allerdings nicht als V sondern als eine Linie. Ich bin ganz begeistert.
Der Wind ist nicht ganz auf unserer Seite. Rückenwind ist ja gut - aber etwas mehr seitlich wäre fürs Segeln von Vorteil. So kommt der Wind von einer Seite, die Wellen von einer anderen... und manchmal aus verschiedenen Richtungen. Das macht die Fahrt unruhig. Papa kommt vorne in seiner Koje kaum zum schlafen, weil es ihn von links nach rechts rollt (und entgegengesetzt). Er legt sich tagsüber dann entsprechend nochmal an der Sitzgruppe hin - wofür er eigentlich zu groß ist.
Als ich die Wache übernehme sieht es am Horizont nach einem Unwetter aus. Ich solle die Genua einholen, wenn sie zu arg flattert und ihn wecken, wenn das Unwetter kommt oder der Wind sich dreht. Ersteres mache ich recht bald und das Unwetter verzieht sich wieder.
Der Wind wird stärker. Wir sind irgendwann beide unter Deck, weil es oben kalt, nass, windig und regnerisch ist.
Ich will auch etwas mehr machen, als Seile festmachen...
Beim Versuch, das Großsegel einzuholen, natürlich mit Life-Jacket (Safe-Line) gesichert, bin ich am Mast abgerutscht.
Unverrichteter Dinge krabbelte ich zurück und ließ dies dann meinen Papa machen.
Meine Knie und mein Arm fühlen sich schmerzhafter an, als es aussieht. Beim jedem Versuch, über die Bank der Essgruppe zu den Gläsern oder über meinen Schlafplatz zu krabbeln, werde ich schmerzhaft daran erinnert.
Nach der "Schwerverletzung" ;-) zog ich mich in meine Koje zurück. Beim ins Bett krabbeln
musste ich an die Worte von einer guten Freundin denken
"Der Mensch neigt dazu, sich zu verstecken, wenn ihm etwas passiert!".
Mein Papa fragte "Na, Wunden geleckt?" als ich nach guten sechs Stunden Schlaf wieder herauskam.
Es scheint, als kämen auch weitere Wehwehchen durch, ist man erst einmal angeschlagen. Kurz vor den Faröer wurde mir sogar etwas schlecht. Es blieb aber beim Gefühl und Kekse und Trauben konnte ich dennoch essen.
Aber: ich fragte mich
"was mach ich hier überhaupt? Hochsommer und ich befinde mich im Nordatlantik bei Regen und Wind aus der 'falschen' Richtung."
Für den Moment kamen mir so viele Ideen in den Sinn, von "ein Hotel für eine Nacht - mit Badewanne", über Urlaub in Thailand im Winter, Rückflug von Island, Flug von Island nach Thailand oder irgendwohin wo es warm ist. Jetzt, am Tag danach, klingt das alles zwar verlockend... aber - ich wollte doch an meine Grenzen kommen... Und noch sind wir nicht nördlich des Polarkreises.
Außerdem bin ich echt auf Jan Mayen gespannt... und auf Norwegens Fjorde um die Lofoten herum.
Wir bzw. vorrangig mein Papa repariert gerade die Heizung. Eine Vermutung war, dass die Pumpe kaputt sei. Dies konnten wir mittlerweile ausschließen. Der Fehlercode 13 sagt wohl, dass die Heizung keinen Sprit bekommt. Doch die Pumpe pumpt, wie wir an den Bläschen im Schlauch erkennen konnten. Nach kurzer Aktivität der Heizung (man hört dies durch ein Klicken) hört diese aber wieder auf.
Es kommt Luft... aber eben keine Warme. Zudem ist der Auspuff der Heizung relativ verstopft.
Ich hoffe, wir können das Projekt "funktionierende Heizung" in Kürze erfolgreich abschließen. Ich hab für alle Fälle eine Wärmflasche dabei und wir haben alle Kleidungsstücke, die feucht oder nass geworden sind nochmal trocknen lassen. (Heißlüfter, der bei vorhandenem Strom vom Hafen betrieben wird)
Wir bekamen Besuch vom Hafenmeister eines nördlicheren Hafens. Er half uns bei Strom und brachte uns sowohl einen Heißlüfter vorbei (den wir selbst haben, Papa hatte aber von der defekten Heizung erzählt) und hatte ebenfalls einen Herrn im Schlepptau, der sich das Problem anhörte und uns die Kontaktdaten einer Person einer LKW-Werkstatt gab, der uns evtl mit der Heizung behilflich sein könne.
Nach unserer Kaffeezeit (Tee und Kuchen) machte ich noch einen Spaziergang - erst durch den Hafen, dann zu einem Park, den ich auf Google-Maps gesehen hatte. Den ganzen Tag über war es neblig und diesig und es hatte fast in einem Stück geregnet. Als ich los lief, dachte ich, es habe aufgehört zu regnen, was sich als Irrglaube herausstellte. Der feine Sprühregen begleitete mich etwa 2/3 meines
Spaziergangs. Der Park ist eine Heidelandschaft - Schafe, Enten und ganz viel Wasser. Verschiedene Schilder und Infotafeln machen auf Flechten aufmerksam. Herrlich - die neblige und nasse Landschaft - überall gluckert das Wasser. Die Hoffnung auf eine tolle Aussicht auf die andere Seite der Bucht wird nicht ganz so erfüllt, wie gehofft. Dennoch eine faszinierende Welt - diese Heidelandschaft. <3
Videos und weitere Bilder folgen.
Weitere Eindrücke:
Mir gefallen die norwegischen Scheine echt gut <3
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