Auf See vergisst man die Zeit - so kam es für uns beide schon vor, dass wir nach dem Wochentag gefragt haben oder wie lange eine Etappe jetzt gedauert habe.
Den Hafen von Runavikar haben wir am 27.07. gegen Mittag verlassen. Der Hafenmeister war nicht anzutreffen und Automaten zur Zahlung einer Hafengebühr gab es nicht. Der Strom wurde ja bereits vorher auf eine Karte aufgeladen - dabei hatte uns der Hafenmeister des anderen Hafens ja glücklicherweise geholfen. Somit füllten wir den Tank erneut auf und verließen diesen kleinen Ort gen Norden.
Die Überlegung, die Heizung reparieren zu lassen, schlugen wir uns aus dem Kopf. Auch, wenn es sicherer klingt - Ersatzteile müssten per Express aus Dänemark importiert werden. Das hätte Wartezeit und hohe Kosten bedeutet - beides wollen wir verhindern.
Wir fahren also einen Faröer-Fjord in nördlicher Richtung entlang. (nennt man das so?)
Tief hängende Wolken und Nebel umgibt die Hügel.
Überall fließt Wasser von den Bergen hinab.
An einigen Stellen erkennt man Höhlen oder zumindest ausgewaschene Felsvorsprünge kurz über der Wasseroberfläche. An einigen wenigen Hängen sind Felder zu sehen.
Dann geht es hinaus auf´s Meer. Die einzelnen Fjorde reichen wie Fingerspitzen ins Meer, jeder in Nebel gehüllt - ein faszinierender Blick zur Verabschiedung.
Die nun beginnende Reise übers Meer hat es in sich. Selbst das Zubereiten von Fertiggerichten stellt sich als Schwierigkeit heraus. Eine Topfhalterung des Gasherds (zwei wären ideal) geht kaputt. Die andere bekomme ich nicht gelöst. Also bleibe ich die ganze Zeit neben dem Topf oder Wasserkessel stehen. Ich hab eigentlich nie Probleme mit Sodbrennen gehabt. Von Fertiggerichten a la 5 Min Terrine und ähnlichen bleibe ich auch davon nicht verschont. Selbst das Portionieren eines Dosen-Eintopfs von Topf in Suppentasse erweist sich bei starkem Wellengang als Schwierigkeit. Leider geht eine Suppentasse dabei zu Bruch - die Scherben sind schon verpackt und werden daheim geklebt und als Andenken an diese Reise ins Regal gestellt - eine einmalige Erinnerung ;-)
Der gelb-schwarze Trockenanzug ist leider zu klein. Ich schaffe es gerade so in die Hose hinein. Die Ärmel wickle ich mir kurzer Hand um die Hüfte. Beim blauen Trockenanzug lösen sich die verklebten Nähte, so dass ich in kürzester Zeit bis auf die Haut nass bin.
Überrascht bin ich von den Seal-Skinz Socken, auf die ich mal als "wasserdichte Socken" aufmerksam wurde und mir daraufhin für Outdoor-Aktivitäten gekauft habe. Meine Turnschuhe trocknen wohl nicht mehr und sind dann reif für die Mülltonne.
Mit den SealSkinz sind die Füße zwar draußen durch die kalte Nässe erst einmal kalt, aber überraschend trocken, wenn ich sie später ausziehe.
Uns geht in der ersten Nacht die Steuerautomatik (Steueranlage für den Autopiloten für Steuerung nach Kurs) kaputt. Die ganze Zeit selbst steuern und Kurs angleichen ist natürlich um einiges intensiver (Kraft, Aufmerksamkeit), als die recht angenehm einfache Nachtwache mit Steueranlage. Zum Ende hin bat ich Papa, mich abzulösen, da mich langsam vor allem die Kraft verließ. Vom angepeilten Kurs wich ich ein wenig ab, da sonst die Genua zu flattern begann, die seitlichen Wellen drückten mich aber so zur Seite, dass ich etwa um 45° gegensteuern musste, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.
Ich war froh, als ich mich hinlegen konnte. Wir richteten später die Windsteueranlage ein, die bei Wind die Aufgabe der Steuerautomatik übernehmen kann (wenn Wind geht und nicht direkt von vorne kommt, was natürlich der Fall war).
Zu guter letzt fing die Steueranlage an zu piepsen -nervtötend - und immer wieder.
Ein Video hierzu findest du hier.
Immer wieder hielt ich nach Island ausschau. Zum einen sollten ja Wolken über Inseln zu sehen sein (regulär auf dem Meer) und zum anderen sind die Berge auf Island ja nicht gerade klein und sollten hoffentlich weit zu sehen sein. Wir waren immer mal wieder der Meinung, Berge oder Hügel erkennen zu können - die sich dann doch wieder als Wolken herausstellten. Erst kurz vor der Küste - etwa 5 Seemeilen - waren ein paar Hänge und Klippen durch die Wolken zu erkennen. Hätten wir nicht auf der Karte gesehen, dass dort Island liegt, hätten wir genauso gut vorbei segeln können. Das hätte ich so nicht für möglich gehalten.
Schon ein paar Seemeilen vorher füllten wir einen Kanister Sprit nach und fuhren dann mit höherer Geschwindigkeit auf Island zu.
Mittags saß ich mit Leggins und dünner Wolldecke am Steuer - und es ließ sich gut aushalten. Umso näher wir der Küste kamen, umso kälter wurde es. Kurz vor der Hafeneinfahrt ging dann der Motor aus - Sprit leer. Ich war bis zu diesem Moment der Meinung, dass wir unseren einzigen Reservekanister ja schon nachgetankt hatten. Wir ankerten kurz - glücklicherweise sind drei Ersatzkanister an Bord. :)
Dieses Bild zeigt, wie nah am Hafen wir ankern müssten.
Ich hab schon kommen sehen: Schlauchboot raus, in den Hafen fahren, Kanister volltanken... um endlich in den Hafen zu kommen - aber das blieb mir bis jetzt erspart. Das Schlauchboot benötigen wir aber für Jan Mayen - kommt also noch :)
Als wir endlich im Hafen anlegten, musste Papa eine Stromweiche 'umbauen'. Am Steg sind alle Elektroanschlüsse belegt.
Also stöpselt er die improvisierte Weiche an den Verteiler und hängt das Kabel, das den Anschluss bisher belegte und unser Kabel an die gleiche Leitung.
Ich mache etwas zu essen. Wie zufrieden man doch plötzlich ist, wenn ein Eintopf ohne Schwanken, Schaukeln und Verrutschen von Töpfen und Tellern zubereitet und serviert werden kann.
Ruckzuck ist es wieder mitten in der Nacht - plus mittlerweile zwei Stunden Zeitverschiebung.
weitere Eindrücke
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen